Lange ist es her, dass wir euch mit an Bord genommen haben. Wieso wissen wir auch nicht recht. Wahrscheinlich liegt es an einem Saisonende, der nie wirklich einer war. Ruhig ist es einfach geworden. Wie viele von euch schon mitbekommen haben, hat Nubia ihr Element diesen Winter nicht verlassen.
Eigentlich wird unsere Zeit zwischen Februar und März von einem Winterlager Einsatz nach dem anderen bestimmt. Die Wunschliste ist ja noch lang. Aber wir haben Zeit, keine Eile. Klar, die kleinen Änderungen wie Anstrich der Nasszelle, Beleuchtung, neues Loch hier, neue Verkabelung da gehen immer mal von der Hand. Größere Arbeiten wie sonst bleiben aus. Immer mal schön mit der Ruhe. Hektik können doch alle.
Zuletzt sind wir dennoch in eine Art Lethargie gefallen. Zumindest wollten wir noch vor dem Start das Vorsegel aus Stagreitern zur Rollanlage umrüsten. Das Material steht in der Ecke und verkleidet derweil die Wohnung recht hübsch. Tja, jetzt ein echter Schatz, schaut man sich die Preisentwicklung an. Nun wo Nubia so startbereit im Wasser liegt, haben wir schlichtweg keine Lust. Herrjeh. Was ist nur los dieses Jahr?
Wieso denn eigentlich dem typischen Ablauf folgen, Jagd um einen Krantermin? Nee. Immer schön gegen den Strom schwimmen. Rudelverhalten war nie unsere Stärke. Es kommt, wenn es kommt. Ebenso die neuen Salonfenster, Anstrich, Decksaufbau, Garage und und und. Schnell mal das Thema wechseln. Was war denn sonst noch so gleich? Ah ja. Segeln!
Die Sonne lacht, die Forecast besagt gutmütige 8 – 10kt aus Ost Nord Ost. Mal einfach raus. Segelklar sind wir schnell, der Italiener springt sofort an. Als wäre nichts gewesen. Unheimlich. Von Volvo Marine Motoren hört man entgegen ihren Ruf wahrlich andere Töne.
Wir machen uns langsam die Uecker auf Richtung Molenkopf und schleifen uns warm. Mit Nubia, dem Leben an Bord, die Gelenke; sofern noch vorhanden. Die Sonne ist dabei der beste Freund, wie die letzten Tage hier oben auch schon. Doch der Wind lässt noch auf sich warten. Welcher Wetterfrosch hat denn hier mal wieder seinen Job verfehlt!? Aber was soll’s. Wir fahren die Maschine ein und werfen vor dem Strand Anker. Herrlich diese Stille. Dabei wird es richtig warm im Windschatten. Weiter zum Heimathafen? Mh. Motoren? Nur um dann da zu sein? Wir entscheiden uns für den Winterplatz und genießen einfach noch die friedliche Stimmung im Stadthafen. Außerdem ist es gerade super spannend die Reiher zu beobachten. Diese Saison sind es viele. SEHR VIELE. Auch Seeadler werden wieder aktiv. Morgen, ja morgen geht es unter Segeln raus!
Am nächsten Morgen hört man die Vorboten schon im Mast singen. Gesegelt wird nicht nur mit Hand und Fuß. Was man oft dabei gar nicht so auf dem Radar hat, ist das Gehör. So ergeht es uns zumindest. Ich bin dabei etwas skeptisch. Zunehmend klingen die Töne etwas giftig. Die Forecast heute: Ideale 10 – 15kt. Nubia liegt geschützt im Stadthafen, umgeben von windabschirmender Bebauung. Ein Blick in die Baumkronen sagt zu der Jahreszeit nicht viel aus. Mir drückt etwas der Schuh. Klare Luft, die wenigen Wolken hoch oben zeichnen aber sicher eins: Speeeeeed! Die zahlreichen Möwen, Reiher und Kormorane gehen ab wie Schmitz Katze. Trotzdem. Die Forecast kann doch nicht wieder so daneben liegen, oder doch? Einfach Bock die Segel zu setzen und abzurauschen. Also los!
Wir passieren gegen Mittag bei herrlichem Sonnenschein die Lagunenstadt Ueckermünde. Das Hafenbecken ist spiegelglatt, im Molenbereich drückt aber bereits gut Schwell gegen den Bug. Unsere Augen sehen bereits Schaumkronen. Das Haff kann tückisch sein und man kennt mittlerweile sein Revier. Wir wissen bereits jetzt: Das wird nass! Wir geben volle Leistung um gegen die immer steiler werdende Welle anzukommen. Es ist auch weiter kein Problem. Dennoch fegt uns ein erbarmungsloser kalter Nordostwind um die Nase. In Böen bis zu 25kt! Wir wissen wie es um die Anfahrt im Heimathafen steht, bei steiler achterlichen Welle in der flachen Rinne gegen die Sonne? Das wird kein Spaß. Die Hafentonnen werden auch noch nicht ausgelegt sein. Also watt nu‘ Wassermann?! Häfen bei auflandiger Dünung sind noch nie eine gute Idee gewesen. Wir überlegen einfach Meilen zu reißen und Karnin anzulaufen. Heute im Windschatten. Einfach paar Tage vor Ort liegen bleiben. Genug Dosenbier und Fisch ist ja an Bord und die Dieselheizung befüllt. Wir entscheiden uns aber dann auch heute wieder für die einfachere Variante: Zurück für ein kühles Bierchen und ’ne warme Dusche!
Kurze Zeit später, zieht sprichwörtlich in Windeseile aus Nord ein dichtes Wolkenband rein. Der Horizont war vorhin noch klar. Die Sichten dabei ebenso. Keine Vorhersage hat es kommen sehen. Auf dem Radar sehen wir nun kompakten Seenebel! Er wird so dicht, dass er am Nachmittag bereits die Kirchtürme verhüllt. Na sowas…! Der Besuch im Heimathafen hat alle Befürchtungen bestätigt. Gut, dass wir heute nicht übergesetzt haben und erkunden wie so oft zu Fuß den Wald. Wir bleiben also noch eine Weile da, wo sich Nubia im Winter sichtlich wohl gefühlt hat. Zudem fühlt sich der Wind bei 4 – 5 bft im Winter nicht nur kräftiger an, er ist es durch seine Dichte auch. Immer wieder erstaunlich, wie schnell zu der Zeit das Wetter urplötzlich umschlägt. Schön war der Auftakt dennoch. Nein er war richtig belebend. Gar Oberherrlich! Wir freuen uns schon auf die nächsten Tage wieder an Bord und auf dem Wasser.
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