Wie eine Flipperkugel prallen wir in letzter Zeit von einer Küste zur anderen. Dabei ist es wörtlich zu nehmen, da wir lieber mal etwas mehr Wind mitnehmen als bei Schwachwind unter Maschine zu laufen. Auch in den letzten Tagen stellt sich kaum eine konstante Windphase ein. Das ist die Saison 2021, egal mit wem man sich austauscht. Erst wird Leid geklagt, bevor man es dann kurz darauf mit Rum ertränkt. Lässt sich schon gleich besser aushalten das Ganze.
Unsere Gastlandflaggen wechseln wir öfters als die Socken. Wie ihr schon wisst, ging es zuerst nach Dänemark, dann nach Schweden, dann wieder von Schweden nach Dänemark und nun sind wir wieder im gelobten Land. Zumindest unser gelobtes Land. Dänemark ist ganz nett, aber Schweden passt einfach besser. Land und Leute. Genau auf einer Wellenlänge. Wir schließen es nicht aus, dauerhaft hier die Festmacher zu spannen, so wohl fühlen wir uns hier.
Doch ein kurzer Zeit- und Ortswechsel zum dänischen Helsingør:
Der anhaltende Westwind macht es uns derzeit schwer, nördlich um Seeland Kurs auf die dänische Südsee zu nehmen. Anholt wäre strategisch noch eine gute Wendemöglichkeit, aber die Vorhersagen sehen für die kommenden Tage für den weiteren Weg nicht so rosig aus. Genug gewartet. Rückzug ist manchmal eine kluge Entscheidung. Also nehmen wir Kurs auf das Smålandfahrwasser.
Wir setzen querab der Kronborg das Groß und die Fock. Der Schiffsdiesel verstummt, es läuft hervorragend, gute 15kt konstanter Wind aus West treiben uns zügig an, Kurs 180°. Die Fakse Bugt eignet sich wohl später für eine ruhige Ankernacht. Aber abwarten, wie so oft sorgen die Kaps im Øresund für ungünstige Strömungen und Winddreher.
Unsere Logge zeigt strichweise über 7kt GS an, der Sund schiebt dabei gut, wir erreichen schon am Mittag Dragör bei Kopenhagen. Hier kann man im Minutentakt in die Fahrwerksschächte der ankommenden Flieger am Flughafen Kastrup schauen. Ganz schön was los! Auch in der Rinne reger Verkehr: Tanker, Containerschiffe und Angler, die in ihren Nussschalen einfach den Anker irgendwo mitten in der kabbeligen See werfen. Uns soll’s recht sein.
Ein Blick hoch in den Mast zeigt hier schon, dass wir immer härter am Wind laufen müssen. Kurz hinter der Landabdeckung von Amager haben wir Wind und Welle mal wieder voll auf die Nase! Wir kommen kaum voran, können hier schon die Höhe nicht mehr halten. Auch Rødvig als Anlaufpunkt ist aus dem Rennen. Wendewinkel ist ebenfalls zu groß, wir würden Stunden brauchen, nur um etwas Strecke Richtung West zu machen. Was gibt es sonst noch für Möglichkeiten? Na klar! Das Land der Elche liegt doch direkt gegenüber, wir fallen also ab und schon laufen wir entspannt Richtung Osten. Dabei müssen wir noch etwas um den Windpark Flintrannan zirkeln, doch dann rennt der Hobel! Wie auf Schienen gleiten wir durch die glatte See, 6kt und die Einfahrt vom Falsterbokanal direkt voraus.
Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich hier auch das Wellenbild ändert. Da drüben, keine Stunde achtern aus vibrierte Nubias Stahlrumpf noch in den steilen Wellen. Hier, ebenfalls ohne Landabdeckung, sieht die Welt ganz anders aus.
Kurz vor dem Anleger im Hölviken Falsterbokanalen Hamn dreht der Wind nochmal auf. Ist ja klar. 20kt Wind stehen in der Boxengasse, das Fernglas hilft eine geeignete Box zu finden. Aha. 3,30m breit. Liegt direkt im Wind. Prima. Rinn da! Aber wo sind die Klampen?! Wie so oft gibt es hier Ringe, nicht optimal, aber watt willste machn?! Der Anleger läuft wie ein Schweizer Uhrwerk. Dank Team Rudergänger und Festmacher.
Välkommen till Sverige – auf ein neues!
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